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Trauer- und Dungmücken im Komposter — kein Grund zum Verzweifeln

Deckel auf, Blick in die Kis­te … es surrt. Mücken­alarm! Wer­den die jetzt zur Pla­ge? Was kann ich tun? Glück­lich die weni­gen Vollblutforscher:innen, die sich bei Auf­tau­chen einer frem­den Mücken­art vol­ler Neu­gier­de in die Bestim­mungs­ar­beit stür­zen und ihr Ver­hal­ten stu­die­ren. Das trifft aller­dings auf die wenigs­ten von uns zu. 

Die­ser Blog­ar­ti­kel ist also für dich, wenn dich der Name der Mücken­art nur inter­es­siert, um damit raus­fin­den zu kön­nen, wie du die Tier­chen schnellst­mög­lich wie­der los­wirst. Los geht’s mit Wis­sen und wirk­sa­men Metho­den zur Befrei­ung dei­ner Wurm­kis­te von Trau­er- und Dung­mü­cken.

Wo kom­men die Tier­chen eigent­lich her? Meis­tens brin­gen wir die Eier die­ser Mücken­ar­ten mit den Gemü­se­res­ten unwis­send in den Wurm­kom­pos­ter rein. Bei den Trau­er­mü­cken ist es aber auch gut mög­lich, dass sie aus gekauf­ter Blu­men­er­de in dei­ne Topf­pflan­zen und von dort wei­ter in den Kom­pos­ter wan­dern. Bei­de Mücken­ar­ten lie­ben es feucht. Sind sie also im per­fek­ten Milieu ange­kom­men, ver­meh­ren sie sich schnell. Des­we­gen ist das Aller­wich­tigs­te: zügig handeln!

Dafür ist es wich­tig zu wis­sen, mit wem du es zu tun hast. Du kannst die bei­den Arten an fol­gen­den Kri­te­ri­en unter­schei­den. Dung­mü­cken haben schwar­ze kräf­ti­ge Kör­per mit kur­zen Anten­nen und kur­zen Bei­nen. Sie lie­ben das Licht und lau­fen sehr ger­ne Popo an Popo umher. Als licht­lie­ben­de Art fin­dest du sie häu­fig am Fens­ter. Ihre Bewe­gun­gen sind trä­ger als die der Trau­er­mü­cken. Trau­er­mü­cken sind fili­gra­ne­re Tier­chen, haben lan­ge Füh­ler und lan­ge Bei­ne. Sie flie­gen schnell und etwas tau­melnd umher. 

Dung­mü­cke © Mar­cel­lo Consolo
Dungmücken Scatopsidae
Dung­mü­cken © Hans Leunig

Dei­ne ers­te schnel­le Akti­on bei Ent­de­ckung die­ser Tier­chen betrifft das Füt­tern. Ver­sor­ge dei­ne Wür­mer noch ein­mal mit einer extra gro­ßen Por­ti­on Bio­ab­fall inklu­si­ve Pap­pe, die du in dein Kom­post­ma­te­ri­al ein­gräbst. Lass kei­ne Bio­ab­fäl­le an der Ober­flä­che des Sub­strats für die Mücken offen lie­gen. Da bei­de Mücken­ar­ten sich vom Bio­ab­fall ernäh­ren, möch­test du ihnen kei­nen reich gedeck­ten Tisch bie­ten. Die Wür­mer sind durch die ver­gra­be­ne Extra­por­ti­on Fut­ter gut ver­sorgt, auch wenn du jetzt einen drei­wö­chi­gen Fut­ter­stopp verhängst. 

Hast du dir Trau­er­mü­cken im Wurm­kom­pos­ter ein­ge­fan­gen, dann emp­feh­len wir dir zusätz­lich Gelb­ta­feln an Deckel und Wän­den anzu­brin­gen. Damit fängst du die adul­ten Tie­re, so dass sie sich nicht mehr so stark ver­meh­ren kön­nen. Bei Dung­mü­cken hel­fen die Gelb­ta­feln nicht gut. In vie­len Inter­net­fo­ren wird bei Mücken­be­fall emp­foh­len eine Hanf­mat­te zu ver­wen­den. Wir haben schlech­te Erfah­run­gen damit gemacht. Dies gilt v.a. bei Dung­mü­cken. Die Mat­te hält die Feuch­tig­keit effek­tiv im Sys­tem und die Dung­mü­cken füh­len sich pudel­wohl dar­un­ter, was die Ver­meh­rung begünstigt.

Trauermücke
Trau­er­mü­cke © Jean-Raphaël Guillaumin
Gelbtafel gegen Trauermücken
Gelb­ta­fel gegen Trau­er­mü­cken © Maja Dumat

Zusätz­lich zu die­sen Maß­nah­men haben wir gute Erfol­ge mit bestimm­ten bio­lo­gi­schen Mit­teln gemacht. Bei Trau­er­mü­cken konn­ten wir eine star­ke Abnah­me des Befalls errei­chen, indem wir das Sub­strat täg­lich mit einer CULINEX© - Lösung* ein­ge­sprüht haben. Dabei han­delt es sich um Tablet­ten, die das Eiweiß von Bacil­lus thu­rin­gi­en­sis israe­len­sis ent­hal­ten. Der Bacil­lus ver­hin­dert, dass sich aus den Mücken­lar­ven adul­te Tie­re ent­wi­ckeln. Die Behand­lung mit CULINEX soll­test du für 2–3 Wochen durch­füh­ren und so schnell wie mög­lich nach Befall star­ten. Ide­al ist es, den Deckel des Wurm­kom­pos­ters im Anschluss ans Sprü­hen noch eine Wei­le offen ste­hen zu las­sen. Dadurch kann die zusätz­li­che Feuch­tig­keit (die lei­der unver­meid­bar ist) wie­der ver­damp­fen. Alter­na­tiv hilft es auch anschlie­ßend tro­cke­ne Papp­schnip­sel in das Mate­ri­al einzuarbeiten. 

Eine ver­gleich­ba­re Wir­kung gegen Trau­er­mü­cken haben nütz­li­che Nema­to­den, wie sie im Pro­dukt nema­plus© ent­hal­ten sind. Im Darm die­ser Nütz­lin­ge wird das o.g. Bak­te­ri­um Bacil­lus thu­rin­gi­en­sis israe­len­sis pro­du­ziert. Die Wir­kung der Nema­to­den soll sich auch auf bereits grö­ße­re Lar­ven erstre­cken. Vie­le Nutzer:innen haben gute Erfol­ge damit erzielt. 

Wurmkomposter gefüllt mit Leinenstroh
Wurm­kom­pos­ter gefüllt mit Leinenstroh

Etwas hart­nä­cki­ger im Wurm­kom­pos­ter hal­ten sich Dung­mü­cken. Die­ses The­ma hat uns selbst eine Wei­le beschäf­tigt. Die bereits erwähn­ten bio­lo­gi­schen Mit­tel haben bei uns näm­lich nicht gehol­fen. Statt­des­sen haben wir frei nach dem Tri­al & Error Prin­zip einen ande­ren Weg der Mücken­be­kämp­fung gefun­den. Erfolg­reich war ein drei­wö­chi­ger Fut­ter­stopp, kom­bi­niert mit einer 20 cm dicken Auf­la­ge­schicht aus Lei­nen­stroh. Der so prä­pa­rier­te Wurm­kom­pos­ter wur­de drei Wochen (auf dem Bal­kon) sich selbst über­las­sen. Nach die­sem Zeit­raum waren die Dung­mü­cken kom­plett ver­schwun­den. Das Lei­nen­stroh haben wir dann zu 90% ent­fernt (und für den nächs­ten Ein­satz auf­ge­ho­ben) und den Rest ins Sub­strat ein­ge­ar­bei­tet. Eine unkom­pli­zier­te Maß­nah­me mit gro­ßem Erfolg. 

Einer unse­rer Kun­den hat die Dung­mü­cken mit einer ande­ren Metho­de gut in den Griff bekom­men. Er hat alle zwei Tage Pap­pe hin­zu­ge­ge­ben und gleich­zei­tig das Mate­ri­al durch gründ­li­ches Wen­den bis in die Tie­fe durch­lüf­tet. Das auf die­se Wei­se gelo­cker­te Mate­ri­al hat er anschlie­ßend mit neu­er Pap­pe abge­deckt. Mit vol­lem Erfolg: die Dung­mü­cken sind ver­schwun­den. Unser Fazit: viel Luft, Maß­nah­men zum „Abtrock­nen“ und die Abde­ckung des Kom­post­ma­te­ri­als hel­fen, inso­fern sie kon­se­quent für einen län­ge­ren Zeit­raum ange­wen­det werden.

Kie­sel­gur gegen viel Feuch­tig­keit im Komposter

Diato­meen (fein­ge­mah­le­nes Kie­sel­gur) ist ein unter­stüt­zen­des Mit­tel in der Behand­lung von Dung­mü­cken, da es den Kom­pos­ter „abtrock­net“. Das sehr fei­ne Kie­sel­gur-Puder kann genutzt wer­den, um die Ober­flä­che des Sub­strats wie­der und wie­der damit zu bestäu­ben. Über einen län­ge­ren Zeit­raum ange­wen­det kann dies Abhil­fe schaf­fen. Aller­dings bevor­zu­gen wir die auf­wands­ar­me Anwen­dung der Leinenstroh-Methode.

Im Netz liest man von wei­te­ren Mit­teln wie Neem und Raub­mil­ben zur Bekämp­fung der Dung­mü­cken. Mit Neem haben wir schlech­te Erfah­run­gen gemacht, weil das Öl gro­ßen Scha­den bei den Mikro­or­ga­nis­men anrich­tet. Nach der Anwen­dung war unser Kom­pos­ter qua­si ste­ril und das ein­zi­ge Leben dar­in waren die Kompostwürmer. 

Zu den Raub­mil­ben kön­nen wir kei­nen eige­nen Erfah­rungs­be­richt geben. Sie schei­nen zu hel­fen, aller­dings zulas­ten der mikro­biel­len Gemein­schaft im Kom­pos­ter. Da die Raub­mil­ben auch Spring­schwän­ze fres­sen, wer­den die­se Orga­nis­men anschlie­ßend in der Kom­post­ge­mein­schaft fehlen.

Die beschrie­be­nen Metho­den stim­men dich hof­fent­lich opti­mis­tisch, dass du dich nicht mit den klei­nen Tier­chen anfreun­den musst. Egal wel­che Metho­de du aus­wählst, das Wich­tigs­te ist, dass du die Maß­nah­men zügig und über einen län­ge­ren Zeit­raum anwen­dest. Wäh­rend­des­sen kannst du dich mit dem Gedan­ken trös­ten, dass bei­de Mücken­ar­ten gute Zer­set­zer sind.

 

Fotos: And­re Hun­ter, Mar­cel­lo Con­so­lo, Hans Leu­nig, Jean-Raphaël Guil­laumin, Maja Dumat

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Nanu? Sol­bac ist doch genau das­sel­be wie Culinex, nur dass Sol­bac in der Schweiz ver­trie­ben wird.
    Raub­mil­ben haben mit die­sen Mit­teln nichts zu tun, son­dern sind Räu­ber, die sich über die Eier der Trau­er­mü­cken und Spring­schwän­ze hermachen.
    In der Wurm­kis­te sind Spring­schwän­ze zwar erwünscht, in der Pflan­zen­er­de jedoch nicht. Daher ver­mis­se ich Spring­schwän­ze nicht in mei­ner Kis­te, im Gegen­teil, sie läuft super.

    1. Hal­lo Linda,
      vie­len Dank für dei­nen hilf­rei­chen Kom­men­tar. Da haben wir wohl was durch­ein­an­der gebracht. Ich habe den Blog­ar­ti­kel jetzt dank dei­nes Inputs geän­dert. Wir haben bis­her nur posi­ti­ve Erfah­run­gen mit Spring­schwän­ze gemacht, beson­ders im Kom­pos­ter. Selbst in der Pflan­zerde stö­ren sie nicht, weil sie sich nur über totes orga­ni­sches Mate­ri­al her­ma­chen und im Gegen­satz zu den Lar­ven der Mücken die Wur­zeln der Pflan­zen in Ruhe lassen.

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