Schon mal in einem Wurmkompost-Forum auf Facebook mitgelesen? Ganz schnell kommt da die Frage auf,…
Trauer- und Dungmücken im Komposter — kein Grund zum Verzweifeln
Deckel auf, Blick in die Kiste … es surrt. Mückenalarm! Werden die jetzt zur Plage? Was kann ich tun? Glücklich die wenigen Vollblutforscher:innen, die sich bei Auftauchen einer fremden Mückenart voller Neugierde in die Bestimmungsarbeit stürzen und ihr Verhalten studieren. Das trifft allerdings auf die wenigsten von uns zu.
Dieser Blogartikel ist also für dich, wenn dich der Name der Mückenart nur interessiert, um damit rausfinden zu können, wie du die Tierchen schnellstmöglich wieder loswirst. Los geht’s mit Wissen und wirksamen Methoden zur Befreiung deiner Wurmkiste von Trauer- und Dungmücken.

Wo kommen die Tierchen eigentlich her? Meistens bringen wir die Eier dieser Mückenarten mit den Gemüseresten unwissend in den Wurmkomposter rein. Bei den Trauermücken ist es aber auch gut möglich, dass sie aus gekaufter Blumenerde in deine Topfpflanzen und von dort weiter in den Komposter wandern. Beide Mückenarten lieben es feucht. Sind sie also im perfekten Milieu angekommen, vermehren sie sich schnell. Deswegen ist das Allerwichtigste: zügig handeln!
Dafür ist es wichtig zu wissen, mit wem du es zu tun hast. Du kannst die beiden Arten an folgenden Kriterien unterscheiden. Dungmücken haben schwarze kräftige Körper mit kurzen Antennen und kurzen Beinen. Sie lieben das Licht und laufen sehr gerne Popo an Popo umher. Als lichtliebende Art findest du sie häufig am Fenster. Ihre Bewegungen sind träger als die der Trauermücken. Trauermücken sind filigranere Tierchen, haben lange Fühler und lange Beine. Sie fliegen schnell und etwas taumelnd umher.
Deine erste schnelle Aktion bei Entdeckung dieser Tierchen betrifft das Füttern. Versorge deine Würmer noch einmal mit einer extra großen Portion Bioabfall inklusive Pappe, die du in dein Kompostmaterial eingräbst. Lass keine Bioabfälle an der Oberfläche des Substrats für die Mücken offen liegen. Da beide Mückenarten sich vom Bioabfall ernähren, möchtest du ihnen keinen reich gedeckten Tisch bieten. Die Würmer sind durch die vergrabene Extraportion Futter gut versorgt, auch wenn du jetzt einen dreiwöchigen Futterstopp verhängst.
Hast du dir Trauermücken im Wurmkomposter eingefangen, dann empfehlen wir dir zusätzlich Gelbtafeln an Deckel und Wänden anzubringen. Damit fängst du die adulten Tiere, so dass sie sich nicht mehr so stark vermehren können. Bei Dungmücken helfen die Gelbtafeln nicht gut. In vielen Internetforen wird bei Mückenbefall empfohlen eine Hanfmatte zu verwenden. Wir haben schlechte Erfahrungen damit gemacht. Dies gilt v.a. bei Dungmücken. Die Matte hält die Feuchtigkeit effektiv im System und die Dungmücken fühlen sich pudelwohl darunter, was die Vermehrung begünstigt.
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen haben wir gute Erfolge mit bestimmten biologischen Mitteln gemacht. Bei Trauermücken konnten wir eine starke Abnahme des Befalls erreichen, indem wir das Substrat täglich mit einer CULINEX© - Lösung* eingesprüht haben. Dabei handelt es sich um Tabletten, die das Eiweiß von Bacillus thuringiensis israelensis enthalten. Der Bacillus verhindert, dass sich aus den Mückenlarven adulte Tiere entwickeln. Die Behandlung mit CULINEX solltest du für 2–3 Wochen durchführen und so schnell wie möglich nach Befall starten. Ideal ist es, den Deckel des Wurmkomposters im Anschluss ans Sprühen noch eine Weile offen stehen zu lassen. Dadurch kann die zusätzliche Feuchtigkeit (die leider unvermeidbar ist) wieder verdampfen. Alternativ hilft es auch anschließend trockene Pappschnipsel in das Material einzuarbeiten.
Eine vergleichbare Wirkung gegen Trauermücken haben nützliche Nematoden, wie sie im Produkt nemaplus© enthalten sind. Im Darm dieser Nützlinge wird das o.g. Bakterium Bacillus thuringiensis israelensis produziert. Die Wirkung der Nematoden soll sich auch auf bereits größere Larven erstrecken. Viele Nutzer:innen haben gute Erfolge damit erzielt.
Etwas hartnäckiger im Wurmkomposter halten sich Dungmücken. Dieses Thema hat uns selbst eine Weile beschäftigt. Die bereits erwähnten biologischen Mittel haben bei uns nämlich nicht geholfen. Stattdessen haben wir frei nach dem Trial & Error Prinzip einen anderen Weg der Mückenbekämpfung gefunden. Erfolgreich war ein dreiwöchiger Futterstopp, kombiniert mit einer 20 cm dicken Auflageschicht aus Leinenstroh. Der so präparierte Wurmkomposter wurde drei Wochen (auf dem Balkon) sich selbst überlassen. Nach diesem Zeitraum waren die Dungmücken komplett verschwunden. Das Leinenstroh haben wir dann zu 90% entfernt (und für den nächsten Einsatz aufgehoben) und den Rest ins Substrat eingearbeitet. Eine unkomplizierte Maßnahme mit großem Erfolg.
Einer unserer Kunden hat die Dungmücken mit einer anderen Methode gut in den Griff bekommen. Er hat alle zwei Tage Pappe hinzugegeben und gleichzeitig das Material durch gründliches Wenden bis in die Tiefe durchlüftet. Das auf diese Weise gelockerte Material hat er anschließend mit neuer Pappe abgedeckt. Mit vollem Erfolg: die Dungmücken sind verschwunden. Unser Fazit: viel Luft, Maßnahmen zum „Abtrocknen“ und die Abdeckung des Kompostmaterials helfen, insofern sie konsequent für einen längeren Zeitraum angewendet werden.

Diatomeen (feingemahlenes Kieselgur) ist ein unterstützendes Mittel in der Behandlung von Dungmücken, da es den Komposter „abtrocknet“. Das sehr feine Kieselgur-Puder kann genutzt werden, um die Oberfläche des Substrats wieder und wieder damit zu bestäuben. Über einen längeren Zeitraum angewendet kann dies Abhilfe schaffen. Allerdings bevorzugen wir die aufwandsarme Anwendung der Leinenstroh-Methode.
Im Netz liest man von weiteren Mitteln wie Neem und Raubmilben zur Bekämpfung der Dungmücken. Mit Neem haben wir schlechte Erfahrungen gemacht, weil das Öl großen Schaden bei den Mikroorganismen anrichtet. Nach der Anwendung war unser Komposter quasi steril und das einzige Leben darin waren die Kompostwürmer.
Zu den Raubmilben können wir keinen eigenen Erfahrungsbericht geben. Sie scheinen zu helfen, allerdings zulasten der mikrobiellen Gemeinschaft im Komposter. Da die Raubmilben auch Springschwänze fressen, werden diese Organismen anschließend in der Kompostgemeinschaft fehlen.
Die beschriebenen Methoden stimmen dich hoffentlich optimistisch, dass du dich nicht mit den kleinen Tierchen anfreunden musst. Egal welche Methode du auswählst, das Wichtigste ist, dass du die Maßnahmen zügig und über einen längeren Zeitraum anwendest. Währenddessen kannst du dich mit dem Gedanken trösten, dass beide Mückenarten gute Zersetzer sind.
Fotos: Andre Hunter, Marcello Consolo, Hans Leunig, Jean-Raphaël Guillaumin, Maja Dumat
Nanu? Solbac ist doch genau dasselbe wie Culinex, nur dass Solbac in der Schweiz vertrieben wird.
Raubmilben haben mit diesen Mitteln nichts zu tun, sondern sind Räuber, die sich über die Eier der Trauermücken und Springschwänze hermachen.
In der Wurmkiste sind Springschwänze zwar erwünscht, in der Pflanzenerde jedoch nicht. Daher vermisse ich Springschwänze nicht in meiner Kiste, im Gegenteil, sie läuft super.
Hallo Linda,
vielen Dank für deinen hilfreichen Kommentar. Da haben wir wohl was durcheinander gebracht. Ich habe den Blogartikel jetzt dank deines Inputs geändert. Wir haben bisher nur positive Erfahrungen mit Springschwänze gemacht, besonders im Komposter. Selbst in der Pflanzerde stören sie nicht, weil sie sich nur über totes organisches Material hermachen und im Gegensatz zu den Larven der Mücken die Wurzeln der Pflanzen in Ruhe lassen.